Wie es zur Errichtung der „Lechtl-Kapelle“ kam
überliefert von Josef Theiner, dem Altbauer des Lechtlhofes
In früheren Zeiten war es üblich, dass die Bäuerin im Kindbett, also nachdem sie ein Kind geboren hatte, acht Tage nicht das Haus verlassen durfte. Die Bäuerin des Lechtlhofs hielt sich aber nicht daran und verließ das Haus, um den Bauern und die Knechte, die gerade am „Schönboden“ beim Mähen waren, zum Mittagstisch zu rufen. An der Stelle wo heute die Lechtlkapelle steht, wuchs ein schöner Karwendelstock (Thymian), von dort aus rief sie ihren Leuten zu. Zur selben Zeit durchquerte ein wild gewordener, brüllender Stier die benachbarte Weide unterhalb der Gemassen-Äcker und brüllte der Bäuerin zu: „Stündest du nicht beim Karwendelstock, dann würde ich dich schon holen“. Als Dank dafür, dass sie vor dem wild gewordenen Stier gerettet worden war, ließ die Bäuerin an der Stelle, wo sich der Thymianpolster befand, die Lechtlkapelle errichten.
Der Stier symbolisiert die Fruchtbarkeit während der Thymian seit jeher als Heilkraut dient und deshalb auch die Kraft hat, Schlechtes vom Hof fern zu halten und zu schützen.
Der Stier ist deshalb „wild geworden“, weil die Frau die Regelung, das Haus in den ersten 8 Tagen nach der Geburt nicht zu verlassen, missachtet hatte.
Die Frau sollte das Haus nicht verlassen, weil man verhindern wollte, dass die Muttermilch zu schnell zurückgeht und das Neugeborene deswegen stirbt. Es ging hier weniger um den Schutz der Mutter sondern vielmehr um das Überleben des neugeborenen Kindes.
Die Zahl 8 steht im Christentum für einen glücklichen Anfang und für eine Neugeburt. Sie ist auch die Zahl der Taufe und viele christliche Taufkapellen weisen einen achteckigen Grundriss auf (Quelle: Helene Dietl Laganda).
Der Stier ist deshalb „wild geworden“, weil die Frau die Regelung, das Haus in den ersten 8 Tagen nach der Geburt nicht zu verlassen, missachtet hatte.
Die Frau sollte das Haus nicht verlassen, weil man verhindern wollte, dass die Muttermilch zu schnell zurückgeht und das Neugeborene deswegen stirbt. Es ging hier weniger um den Schutz der Mutter sondern vielmehr um das Überleben des neugeborenen Kindes.
Die Zahl 8 steht im Christentum für einen glücklichen Anfang und für eine Neugeburt. Sie ist auch die Zahl der Taufe und viele christliche Taufkapellen weisen einen achteckigen Grundriss auf (Quelle: Helene Dietl Laganda).
Hexentanz auf Malettes
Malettes heißt eine ausgedehnte vom Wald umgebene ebene Weidefläche oberhalb von Mals. Man genießt von dort aus einen herrlichen Rundblick und der Boden eignet sich ausgezeichnet als Ruhe- und Spielplatz für Kinder. Früher diente er als unheimlicher Tummelplatz der Hexen, die jeden Donnerstag auf Besen dorthin ritten. Am Abend des betreffenden Tages kam in die Küche jener Häuser, in denen Hexen wohnten, ein Besen durch den Kamin gefahren. Als sie den Besen sahen, riefen sie: „Jetzt ist es wieder Zeit. Ich muss gehen.“ Sie setzten sich auf den Besen und glitten auf demselben durch die Lüfte dem Malettesboden zu. Bis gegen Mitternacht kamen alle Männer und Frauen, die zu dieser Hexenversammlung gehörten auf Malettes an. Punkt 12 Uhr mitternachts erschienen dann der Meister, der ein schwarzer Geselle war. Hierauf wurde gemeinsam getanzt und gesprungen. Nachdem die TeilnehmerInnen die neuen Befehle des Meisters entgegen genommen hatten, löste sich die Gesellschaft nach Ablauf der Geisterstunde, das ist um 1 Uhr nachts, wieder auf. An gewissen Tagen im Jahr nahmen an diesen Versammlungen alle Hexen- und Hexenmeister des Obervinschgaus Teil.
Langöhrl
Der herrlich gelegene Malettesboden ist immer noch von Geheimnissen umgeben. So hieß es bei den Hirten noch vor kurzem, dass der Boden von keinem Tier als Nachtlager verwendet werde oder so mancher Jäger behauptete felsenfest, er habe dort oben die Hasen mit Höschen bekleidet herumlaufen sehen. Einmal schoss nun ein Jäger auf Malettes einen Hasen und steckte das vermeintlich tote Tier in seinen Jagdsack. Bald darauf kam ein großer Zug Hasen paarweise aus dem Wald herunter. Voran hoppste einer, der an einem roten Halsband ein Schellchen (kleine Glocke) trug. Dieser machte vor dem erstaunten Jäger halt und fing wie ein Mensch zu reden an. Er rief: „Langöhrl, wo bist du?“ Der geschossene Hase rief darauf aus dem Sack: „Der Stauder Ulli hat mich in seinen Rucksack gesteckt.“ Das war dem wackeren Jäger des Guten zuviel. Er warf entsetzt den Jagdsack weg und eilte, so schnell ihn die Beine trugen, aus dem unheimlichen Revier.
Der Malettesboden befindet sich unweit des Lechtlhofes. Er wurde bis vor kurzem auch als Weideplatz für die Milchkühe des Lechtlhofes genutzt. Vom Hof aus gelangt man in einer einstündigen, gemütlichen Wanderung entlang des Malettesweges zu diesem aussichtsreichen, sagenumwobenen Ort.
Die Stadt am Tartscher Bichl
In der Nähe von Mals erhebt sich ein kahler Hügel, der nach dem an seiner Nordseite gelegenen Dorf Tartsch den Namen Tartscher Bichl erhalten hat. Auf diesem steht eine uralte Kirche, in deren Turm zwei heidnische Glocken hängen, die einen ganz eigentümlichen Ton von sich geben. Gewisse Leute vernehmen aus ihren Klängen immer die Worte: „Kimm bold, geah bold; kimm bold geaht bold!“ und so fort („Komm bald, geh` bald; komm bald geh` bald “). Diese Kirche war einst der Tempel einer ehemals sich auf dem Bühel ausdehnenden heidnischen Stadt. Ihre Bewohner erfreuten sich angeblich großen Reichtums und führten ein ausgelassenes, gotteslästerliches Leben. Vor lauter Mutwillen wussten sie oft nicht mehr, was für neue Streiche sie ausführen sollten. Einmal ersannen sie zu ihrer Ergötzung ein recht grausames, menschenunwürdiges Schaustück. Sie zogen nämlich einem lebendigen Ochsen die Haut ab, streuten Salz auf die einzige große Wunde und ließen so das gequälte Tier, das vor Schmerzen fürchterlich brüllte durch die gottlose Stadt laufen. Die Unmenschlichen freuten sich unbändig über die Zuckungen und Schmerzensschreie des gepeinigten Ochsen. Endlich blieb das arme Tier mitten in der verrufenen Stadt stehen und brüllte aus Leibeskräften zum Himmel wie um Rache für seine gnadenlosen Peiniger. Und siehe, auf einmal zuckte es durch die Lüfte, die Stadt wankte, der Boden bebte und im Nu versank sie mit Mann und Maus in den Abgrund. Heute noch sieht man quadratförmige Vertiefungen als Spuren der versunkenen Häuser, und wenn man mit dem Fuße darauf stampft so hallt es hohl durch den Boden hin. Ein Hirte grub einmal nach und fand eine dunkle Vertiefung. Er ließ sich mit Hilfe einiger Tartscher an einem Seile hinunter und fand unten eine Kammer, in der um einen Tisch einige menschliche Gestalten saßen, die bei der ersten Berührung sogleich zu Staub zerfielen. Der Hirt nahm dann einige Teller und Flaschen vom Tisch mit und ließ sich wieder hinaufziehen. Später wagte es niemand mehr, den Raum zu betreten; auch nahm man sich nicht mehr die Zeit nachzugraben. Der Tempel jener Stadt blieb aber bis heute als warnendes Zeichen stehen. Die ersten Christen bauten ihn um in ein christliches Gotteshaus.
Von der Ferienregion Obervinschgau werden am Tartscher Bühel Führungen angeboten. Während der Rundwanderung wird die St. Veith Kirche aus dem 12. Jahrhundert und die archäologische Ausgrabungsstätte besucht. Es handelt sich dabei um ein rätisches Haus aus dem 3. oder 4. Jahrhundert vor Christus.